Darf das Christentum wehrhaft sein?

  (Fortsetzung)

4. Die Situation der Christenheit in der Gegenwart. Im ersten Teil dieser Ausführungen haben wir im Zusammenhang mit den verschiedensten disziplinären wie theologischen Krisen innerhalb der katholischen Kirche bzw. mit der äußeren Bedrohungen der Kirche und christlichen Gesellschaft im Lauf der Jahrhunderte darauf hingewiesen, dass die katholische Kirche durchaus bemüht war, darauf insofern positiv zu reagieren, dass die jeweiligen Übel möglichst ausgemerzt und die betreffenden Fehlentwicklungen korrigiert würden. Dabei wehrte sich die katholische Kirche ausdrücklich bzw. nachdrücklich gegen die sie bedrohenden Gefahren von innen wie von außen, weil ihr die Reinheit und Unantastbarkeit der christlich-katholischen Religion ein überaus hohes Gut war und der Name Jesu Christi, des göttlichen Erlösers, heilig gehalten wurde!
Aber nun wollen wir unseren Blick auf die konkrete Situation richten, in welcher sich die gegenwärtige Christenheit befindet. Wie sieht denn da die betreffende Lage aus? Denn wohl kaum wird ein interessierter und aufmerksamer Beobachter verneinen, dass Bedrohungen verschiedenster Art auch heute die offizielle christliche Welt praktisch von allen Seiten umgeben. Zunächst wären da nämlich die zahlreichen fundamentalen theologisch-dogmatischen “Neuerungen” zu erwähnen, welche vielerorts anzutreffen sind - am traurigsten innerhalb der offiziellen postkonziliaren “Kirche”. Desweiteren müsste man dann auch das Selbstverständnis dieser offiziellen modernen Christenheit im Hinblick sowohl auf die neuzeitliche liberale Welt, die Gott praktisch gänzlich verleugnet, als auch auf die anderer Religionen und geistigen Strömungen untersuchen, welche sich ja wesentlich von der authentischen christlichen Offenbarungsreligion unterscheiden, wie sie nämlich die katholische Kirche aller Jahrhunderte gelehrt hat.
5. Abwehr der Gefahren, verursacht durch Irrlehren von innen? Nun, wenn man sich zuerst die Glaubenswelt der modernen Christenheit anschaut oder die theologischen Glaubensinhalte analysiert, welche gerade die offizielle “katholische Kirche” nach dem Tod von Papst Pius XII. bzw. seit dem Vatikanum II. offiziell auf ihre Fahnen geschrieben hat, dann muss man feststellen, dass sie sich in einer ganzen Reihe von fundamentalen Bereichen inhaltlich nicht unwesentlich von denen vor Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor unterscheiden. Gelegentlich haben gerade Menschen, welche der Kirche in der Vergangenheit leider fern standen und vielleicht sogar nach Jahrzehnten wieder einmal (zufällig?) eine katholische Kirche betraten oder eine moderne Messe sahen, konstatieren müssen, dass das jetzt nicht mehr dasselbe ist wie es früher war. Und manchmal sagen solche kontrastreiche Beobachtungen mehr aus als viele Worte theologischer Erläuterungen!
Diese “Neuerungen” (über welche man ausführlicher an anderen Stellen unserer Veröffentlichungen nachlesen kann) könnte man in einige Hauptkategorien einteilen. Zur ersten Kategorie wären da jene Glaubensinhalte zu zählen, welche die “Konzilskirche” ganz offiziell neu angenommen hat, mit welchen sie nämlich einen klaren Bruch mit der dogmatischen Glaubenstradition in all den Jahrhunderten zuvor begangen hat!
Dazu gehören solche “Errungenschaften” der Neuzeit wie z.B. die Lehre vom modernen Ökumenismus. Man gibt an, man suche die Einheit innerhalb der Christenheit und gibt seitens der offiziellen katholischen Kirche praktisch nach und nach eine ganze Reihe von genuin katholischen Positionen zugunsten vor allem der protestantischen Irrlehre auf. Dadurch verliert der Katholizismus seine herausragende Stellung in der Frage nach der Wahrheit und der Vermittlung des ewigen Heils und wird in der Folge von nominellen Katholiken oft nur als eine von vielen christlichen Konfessionen angesehen, welchen er ja qualitativ nichts voraus habe.
Oder es kann hier auch die Lehre des Vatikanums II. von der Religionsfreiheit Erwähnung finden, mit welcher man - das ist der entscheidende Kritikpunkt - dem Irrtum fälschlicherweise grundsätzlich ein moralisches Recht auf Existenz zubilligt. Weil aber dadurch die Unwahrheit und der Irrtum auf dieselbe moralische Stufe erhoben werden wie das Recht und die Wahrheit, wird die Wahrheit nicht nur relativiert, sondern in der letzten Konsequenz auch grundsätzlich entwertet und praktisch gänzlich aufgehoben!
Zwar gibt es seitens einiger “konservativ” gesinnter Mitglieder der “Konzilskirche” gelegentlich einige Anmerkungen oder Kommentare zu diesen Themen zu vernehmen, welche den Anschein erwecken wollen, als ob man trotz allem doch noch dem “alten” Glauben verpflichtet sein würde. Aber solche Versuche stellen nur eine Art Alibi-Veranstaltung dar - praktisch ist der Zug längst in die entgegengesetzte Richtung abgefahren, und zwar ganz offiziell. Dann ist es auch kein Wunder mehr, dass die (teilweise oberflächlich vorgebrachte) Begeisterung für den “Ökumenismus” und die “Religionsfreiheit” zum allgemeinen “Glaubensgut” der “Konzilskirche” geworden ist!
Zur zweiten Kategorie kann man solche der postkonziliaren Glaubensinhalte rechnen, bei welchen in offiziellen (theologischen) Büchern und Verlautbarungen zwar noch katholisch klingende Sätze anzutreffen sind, diese aber in der Praxis der Gemeinden überhaupt keine Berücksichtigung mehr finden. So heißt es zwar heute im Vatikan offiziell (noch), die Anti-Baby-Pille oder andere empfängnisverhütende Mittel seien nicht gestattet. Auf der Ebene der Gemeinden aber sind alle jene künstlichen Mittelchen eine von sehr vielen Pfarrern wie selbstverständlich genehmigte tägliche Praxis  - jene offiziellen Worte sind da praktisch ein Fremdwort und werden komplett ignoriert!
Oder es wird offiziell gesagt bzw. von angeblich “konservativen Päpsten” gelehrt, in der Hostie würde auch nach dem “Einsetzungsbericht” der “neuen Messe” noch Jesus Christus mit Leib und Seele, mit Seiner Gottheit und Menschheit enthalten sein. Wie viele der offiziellen Katholiken glauben aber noch daran? Wie oft begegnet man denn Äußerungen auch solcher offizieller Katholiken, die zu den regelmäßigen Kirchgängern gerechnet werden, wonach sie den katholischen Glauben an die Realpräsenz Jesu Christi im Altarsakrament - von deren Pfarrern unterstützt! - für einen kompletten Unfug halten?
Oder man lässt zwischendurch offiziell hören, die Messe sei ein wirkliches Opfergeschehen, in welcher nämlich das historisch stattgefundene Opfer Jesu Christi am Kreuz sakramental-unblutig gegenwärtig gesetzt bzw. erneuert werde. Zur gleichen Zeit scheint man sich aber seitens derselben betreffenden Obrigkeit gänzlich damit abgefunden zu haben, dass eine sehr hohe Zahl der eigenen Mitglieder, ja auch des eigenen Klerus, die Messe grundsätzlich lediglich als ein Mahlgeschehen ansieht - vom Opfergedanken der Messe nicht nur keine Spur, sondern er wird sogar ausdrücklich geleugnet! Aber wie sollen denn auf der anderen Seite die Menschen überhaupt darauf kommen, dass die Messe ein Opfer sein soll, wenn man da seit Jahrzehnten einen an den Protestantismus angepassten Ritus praktiziert, welcher den Opfercharakter der Messe unterdrückt bzw. verdreht und bei seinen Konsumenten massiv die häretische Idee, die “Eucharistiefeier” sein nur ein Mahl, fördert?
Die dritte Kategorie der “Neuerungen” stellen solche theologischen Inhalte dar, bei welchen der Vatikan bzw. die postkonziliare Hierarchie zwar den Anschein der Rechtgläubigkeit erwecken (wollen), selbst aber bewusst und wissentlich klar dagegen verstoßen! So heißt es zwar offiziell (noch), durch die christliche Taufe werde dem Menschen die Schuld bzw. die Erbsünde vergeben und der Mensch werde zum Kind Gottes. Zur gleichen Zeit aber wertet man durch eigene skandalöse Äußerungen und Anstoß erregende Handlungen die nichtchristlichen Religionen so sehr auf, dass sie ebenfalls als von Gott gewollte Wege zum Heil erscheinen. Dadurch entwertet man aber die christliche Taufe (und den christlichen Glauben) in entscheidendster Weise, da ja das Heil angeblich auch in den nichtchristlichen Religionen gefunden werden könne - ohne den Glauben an Jesus Christus als den göttlichen Erlöser und ohne den Empfang der christlichen Taufe!
Oder man sagt an höchsten Stellen gelegentlich, dem Kommunionempfang müsse die Sündenvergebung durch eine sakramentale Beichte vorausgehen. Selbst aber teilt man das, was man für die hl. Kommunion hält, auch solchen Menschen im Namen der viel beschworenen “Ökumene” aus, die nicht nur keine Katholiken sind und somit (als Protestanten) nie jemals eine gültige Beichte abgelegt hatten, sondern die z.B. in ihrem protestantischen Grundirrtum die Beichte grundsätzlich ablehnen. Natürlich ist das himmelschreiende Heuchelei: man erweckt den Eindruck, als ob man katholische Positionen vertreten würde, in der Tat aber kümmert man sich überhaupt nicht um die Wahrheit und die Unverfälschtheit des katholischen Glaubens bzw., ob beabsichtigte Sakrilegien verhindert werden könnten.
Wenn man also die Frage stellen sollte, ob sich denn die Organisation, welche sich heute selbst (fälschlicherweise) offiziell als die römisch-katholische Kirche bezeichnet, gegen die auf sie einstürzenden bzw. in ihr virulent aktiven theologischen Irrtümer der Gegenwart ernsthaft und nennenswert zur Wehr setzt, dann muss man leider feststellen, dass sie dies nicht nur sträflich unterlässt, sondern sogar selbst zum aktiven Förderer bzw. dem Inbegriff der Häresie geworden ist! Sie vereint in sich geistige Strömungen und theologische Ansichten verschiedenster Art, mögen diese bisweilen noch so sehr einander widersprechen oder sich gegenseitig eigentlich sogar kategorisch ausschließen. Dies alles gilt als “katholisch” - Hauptsache, man zelebriert medienwirksam “Frieden” und “Harmonie” miteinander.
Dabei spielt es offensichtlich keine entscheidende Rolle (mehr), ob da jemand an genuin katholische Glaubensinhalte glaubt bzw. an bestimmten moralischen Grundsätzen festhält, oder statt dessen eben teilweise sogar absurdeste Theorien entwickelt, die konträr zum überlieferten katholischen Glauben stehen. Bezeichnenderweise sind z.B. weder Karl Rahner noch Hans Küng aus der “Konzilskirche” ausgeschlossen worden - offiziell gelten sie nach wie vor als “katholisch”! Und viele ihrer Theologen-Kollegen aus früheren Zeiten, mit welchen sie auf dem Konzil und danach gemeinsam die katholische Kirche “demontiert” haben, nehmen heute sogar die höchsten Posten innerhalb der “Konzilskirche” ein (ohne den verkündeten Häresien abzuschwören), so z.B. Joseph Ratzinger oder Walter Kasper! In der Tat trifft auf diese “Kirche” bzw. Vereinigung das Urteil des hl. Papstes Pius X. über den Modernismus aus dem Jahre 1907 voll zu: “Sammelbecken aller Häresien”!
Dagegen werden praktisch die Gläubigen von jener Amtskirche in skandalöser Weise gebrandmarkt und fast schon als irgendwelche furchtbare Unmenschen dargestellt, welche sich der kirchlichen Tradition verpflichtet fühlen. Und dies offenbart ebenfalls überdeutlich, wessen Geistes Kind nicht nur der Modernismus insgesamt, sondern auch die betreffenden postkonziliaren “Hirten” und Verantwortlichen sind... Sie wehren sich nicht nur nicht (oder nicht hinreichend) gegen die den gesunden Katholizismus massiv bedrohenden schrecklichen Gefahren der verschiedenartigsten modernen Häresien, sondern sind leider selbst zur Gefahr bzw. sogar zum Inbegriffs des Glaubensabfalls geworden!
Somit unterscheidet sich ihr Verhalten entscheidend vom Geist, welcher die Kirche im Prinzip bis zum Tod von Papst Pius XII. (1958) in ihrer Sorge um die Reinheit des Glaubens und das ewige Seelenheil der ihr anvertrauten Menschen erfüllte! Denn früher hat man die Häresien, die theologischen Irrtümer, noch klar als solche bezeichnet und durch die lehramtliche Verurteilung von der Kirche und den Gläubigen ferngehalten. Heute dagegen ist dieser Sinn für die Rechtgläubigkeit anscheinend weitestgehend verlorengegangen - man strebt in der “Konzilskirche” vielerorts nur danach, der gottfernen liberalen Gesellschaft zu schmeicheln, um von ihr Anerkennung zu finden.
6. Aber setzt man sich wenigstens gegen Gefahren zur Wehr, die der Christenheit von außen drohen? Um darauf eine Antwort zu geben, sei hier - die gegenwärtige Situation ziemlich genau widerspiegelnd - auf einen Artikel aus der Südwest Presse vom 19.09.2009 hingewiesen, in welcher es auf S. 58 unter der Überschrift “Kirchen fordert Respekt vor Muslimen” heißt: “In Nordrhein-Westfalen haben beide große Kirchen zu einem respektvollen Umgang mit Muslimen aufgerufen. Dazu gehöre auch ‘das Recht, würdige Moscheen zu errichten’, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Anlass der Grußbotschaft der drei evangelischen Landeskirchen und fünf katholischen Bistümer ist der islamische Fastenmonat Ramadan, der am 20. September mit dem Fest des Fastenbrechens endet. In der Bundesrepublik leben nach einer Studie des Bundesinnenministeriums zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime.
In dem Papier wird die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach in deutscher Sprache befürwortet, ‘sofern die in der Verfassung benannten Voraussetzungen erfüllt sind’. Besorgt äußern sich die Kirchen über die rechtspopulistische Gruppierung ‘Pro NRW’, die Vorurteile gegen den Islam schüre.
Die leitenden Geistlichen der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirche und der Bistümer Aachen, Köln, Essen, Münster und Paderborn fordern auch Religionsfreiheit in islamischen Staaten. ‘Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie als Teil der weltweiten Glaubensgemeinschaft der Muslime Ihre Möglichkeiten nutzen und für die Rechte der Christen in mehrheitlich islamischen Ländern eintreten’, heißt es in dem Schreiben. epd”
Zunächst fällt sowohl hier aber auch sonst bei offiziellen Verlautbarungen der “Kirchen” auf, welchen freundlichen, ja geradezu auffallend zuvorkommenden Ton man den Vertretern nicht-christlicher Religionen gegenüber wählt. Man nimmt das Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan zum Anlass, eine Grußbotschaft an die Moslems zu richten. Man könnte da ja fragen, was denn dagegen einzuwenden wäre. Als Christ müsse man doch allen Menschen freundlich und liebevoll begegnen. Und wenn man sich mit Respekt an die Moslems wendet, unterstreiche man ja nur den eigenen Anstand und die gute Absicht.
Nun, es ist ja unbestritten, dass man als Christ auch einem Andersdenkenden, ja sogar seinem Feind gegenüber das Mindestmaß an Anstand erweisen soll. Aber muss man sich gleich jedem um den Hals werfen? Denn man darf in seinem Verhalten auch den Grundsatz der Gerechtigkeit nicht verletzen. Und in diesem Zusammenhang wäre es auch sehr wichtig zu fragen, wann denn gerade hochrangige Vertreter des Islam z.B. aus Anlass des christlichen Weihnachts- oder Osterfestes irgendeine feierliche “Grußbotschaft” an die Adresse der Christen gerichtet hätten, in welchem sie ihren tiefen Respekt der christlichen Religion gegenüber ausgesprochen bzw. von ihrer Hochachtung vor der Glaubensüberzeugung der Christen gesprochen hätten!
An die Adresse der Moslems wurden schon auf dem Vatikanum II. in einem offiziellen Text (“Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen”) folgende geradezu feierlich anmutende Worte gerichtet: “Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.”1 Danach wurde z.B. ein Johannes Paul II. nicht müde, neben den Juden auch den Moslems ständig nur seinen Respekt und die Hochachtung zu zollen. Zuletzt war es Benedikt XVI., der im Mai 2009 immer nur Weihrauch an die Adresse der jüdischen wie islamischen Vertreter streute sowie ausschließlich in höchsten Tönen von diesen beiden Religionen sprach - ohne ein einziges ernstes Wort sachlicher Kritik oder Ermahnung anzubringen!2
Seit geraumer Zeit gibt es jedes Jahr von seiten hochrangiger christlicher Vertreter aus Anlass des Ramadan geradezu Lobeshymnen an die Adresse des Islam zu hören, welche auch zu anderen Zeiten bei fast jedem sich bietenden Anlass wiederholt werden. Man überbietet sich geradezu darin, den Moslems zu zeigen, wie sehr man sie doch respektiere, bzw. sich vor ihrer Religion geradezu verbeuge.
Und was kommt zurück? Kann sich denn ein strenger, nach den Regeln des Koran lebender Moslem überhaupt vorstellen, eine andere Religion als den Islam aufrichtig zu loben und seinen tiefempfundenen Respekt vor ihr auszusprechen? Sehr wohl gibt es auf der Ebene der einfachen Menschen auch Moslems, die im Prinzip anständig und rücksichtsvoll sind und niemand etwas böses wünschen. Der Koran als solcher dagegen, auf der Ebene der Religion nämlich, duldet aber nicht die geringste Verbrüderung mit irgendeiner anderen Religion! Auf den Übertritt aus dem Islam zum Christentum steht nämlich der Tod!
Mir klingen immer noch die Worte des damaligen Bayerischen Innenministers Günter Beckstein deutlich im Ohr nach, welcher sich vor einigen Jahren bei einem Interview im Fernsehen einmal darüber höchst schockiert zeigte, dass jene islamischen Vertreter in Deutschland, mit welchen er sich bei einem offiziellen Treffen über das Thema Integration unterhielt, nach dem Ende der betreffenden Diskussion, als er nämlich die Gesprächsrunde verließ, sich über ihn lustig machten und ihn wegen seines Entgegenkommens und der von ihm an den Tag gelegten Kompromissbereitschaft auslachten. Er sei halt kein echter Mann, weil er nachgebe. Denn darüber erstattete ihm nämlich danach der deutsche Geheimdienst, der Bundesnachrichtendienst, Bericht, der die Finger im Spiel hatte.
Und wie soll denn die folgende Aussage des sich gegenwärtig im Amt befindenden türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan anders zu interpretieren sein als eine klare Kampfansage an die Adresse der Christen und der Christenheit: “Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten” 3? Die gewaltige Brisanz dieser Worte macht nicht nur das hohe Amt aus, welches dieser Mann bekleidet, sondern auch die Tatsache, dass jene Sätze vor seinen moslemischen Türken sogar auf deutschem Boden (im Februar 2008 in Köln) gefallen sind! Warum wurden denn danach nicht auch in der “Kirche” solche aggressiven und die religiösen Gefühle der Christen höchst beleidigenden Worte thematisiert? Warum hat denn kein offizieller kirchlicher Vertreter seine Entrüstung darüber zum Ausdruck gebracht?
Angesichts solcher Äußerungen bzw. auf diesem ganz konkreten historischen Hintergrund erscheint jedes Wort der (dazu noch feierlichen) Respekt- bzw. Hochachtungsbekundung dem Islam und Koran gegenüber - zumal von “Pfarrern”, “Bischöfen” und “Päpsten” geäußert! - nicht nur als falsche und sich irgendwann bitter rächen werdende Unterwürfigkeit, sondern es kommt praktisch einer Gleichgültigkeit und Geringschätzung, wenn nicht sogar der Verachtung der Person Jesu Christi und des christlichen Glaubens gleich!
Ferner treten die betreffenden nordrhein-westfälischen “Kirchenvertreter” dafür ein, dass die Moslems auch in Ländern mit überwiegend christlicher Bevölkerung “das Recht” hätten, “würdige Moscheen zu errichten”. Sicherlich will keiner von uns, Christen, auch den Moslems untersagen, sich zu treffen und ihren religiösen Praktiken nachzugehen. Aber muss bzw. darf man als Christ dann gleich aktiv den Moscheebau fördern, ob “nur” verbal oder sogar mit Geld- oder Sachspenden, von welchen man immer wieder einmal in den Medien vernimmt? Das ist nämlich unser Kritikpunkt an den betreffenden Worten.
In diesem Zusammenhang muss man dann aber auch die Frage stellen, wie viele christliche Kirchen in den letzten Jahren z.B. in der Türkei gebaut werden durften? Keine einzige nämlich! Denn es ist in der Türkei, die ein Mitglied der NATO ist und in die EU strebt, nicht einmal erlaubt, ein bereits bestehendes Kirchengebäude auch nur zu renovieren, auch dann nicht, wenn sie sogar von kunsthistorischer Bedeutung und im Verfall begriffen ist. Von einem Bau einer neuen christlichen Kirche ganz zu schweigen.
Spricht sich denn irgendeine namhafte und z.B. in Deutschland oder in einem anderen westeuropäischen Land eine große Zahl der Moslems repräsentierende Organisation dafür aus, man dürfe die Christen in muslimischen Ländern nicht aus einem jedweden beliebigen Grund enteignen, verleumden, verfolgen und umbringen? Berichte westlicher Menschenrechtsorganisationen über solche Ereignisse in einer ganzen Reihe moslemischer Länder sind ja sporadisch in den Medien anzutreffen. Warum hört man darüber nichts von jenen nordrhein-westfälischen “Kirchenvertretern” bzw. von den anderen offiziellen christlichen Religionsvertretern, wenn sie schon mit ihren Lobeshymnen an den Islam nicht enden wollen?
Statt dessen machen sich “die Kirchen” Sorgen leider nur “über die rechtspopulistische Gruppierung ‘Pro NRW’, die Vorurteile gegen den Islam schüre”. Man scheut sich seitens dieser “Kirchen” nicht, gemeinsame Aktionen, Kundgebungen und Demonstrationen zusammen mit solchen Gruppierungen, Parteien oder Organisationen durchzuführen, die dem linken, liberalen oder atheistischen Spektrum zuzuordnen sind. Wenn aber jemand auf gewisse Ungerechtigkeiten oder Missstände hinweist und dabei gegen die vermeintliche öffentliche Meinung verstößt, reden auch jene “Kirchen” - ohne rot zu werden - sofort von “Rechtspopulismus”, “Antisemitismus”, “Intoleranz” und “Menschenverachtung”. Warum diese Doppelmoral? Wahrscheinlich weil man sich dem heutigen mainstream bzw. der berühmt-berüchtigten political correctness untergeordnet hat...
Aber, könnte man an dieser Stelle vielleicht einwenden, in dem betreffenden Papier hätten doch “die leitenden Geistlichen” in Nordrhein-Westfalen “auch Religionsfreiheit in islamischen Staaten” gefordert, wie es ja in jenem Zeitungsartikel heißt. Nun, wie lautet denn der Wortlaut des betreffenden Zitats genau? “‘Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie als Teil der weltweiten Glaubensgemeinschaft der Muslime Ihre Möglichkeiten nutzen und für die Rechte der Christen in mehrheitlich islamischen Ländern eintreten’, heißt es in dem Schreiben.”
Jene “kirchlichen” Vertreter sprechen den Moslems praktisch ohne Wenn und Aber das “Recht” (!) zu, in Deutschland, also in einem mehrheitlich nicht moslemischen Land, “würdige Moscheen zu errichten”, wobei hier kein einziger Moslem als solcher verfolgt, enteignet, vertrieben oder umgebracht wird. Im Hinblick auf die Christen “in mehrheitlich islamischen Ländern” aber, welche eben ziemlich häufig verfolgt, enteignet, vertrieben oder umgebracht werden, spricht man plötzlich lediglich von einer ganz vorsichtig formulierten Bitte an die hier lebenden Moslems, sie mögen “für die Rechte der Christen in mehrheitlich islamischen Ländern eintreten”. Und diese Ungleichheit in der Behandlung ist doch sehr auffallend!
Man hat ja geradezu Angst, den Moslems etwas klar zu sagen und sie, wenn erforderlich, unmissverständlich zur Einhaltung gewisser wichtiger Regeln aufzufordern. Und wenn man sich genötigt sieht (allein aus politischer Notwendigkeit?), mit ihnen dies oder jenes anzusprechen, dann werden sie in höchster Sorge mit sog. Samthandschuhen angefasst. Es sei hier also die Frage erlaubt: Wenn denn der Islam so friedfertig und menschenfreundlich sei, wie oft medienwirksam behauptet wird, warum fürchtet man denn dann gewaltsame Ausschreitungen der Moslems als Reaktion auf ihre bisweilen notwendige Zurechtweisung bzw. warum finden denn dann solche Ausschreitungen auch tatsächlich immer wieder statt?
Wenn sich jene Christen, für die ihr Glaube und der Name Jesu noch heilig ist, z.B. in Deutschland über so manche relativ häufig anzutreffende Buch- oder Zeitungsveröffentlichung beklagen oder einen Film oder ein “Kunstwerk” kritisieren, in welchen entweder Jesus Christus, die Heiligen oder die katholische Kirche konkret oder das Christentum als Religion allgemein lächerlich gemacht, dem Spott preisgegeben, entweiht oder in populistischer Weise mit Schmutz beworfen werden, dann schreit man in den Massenmedien sofort von der “Rückständigkeit” und “Intoleranz” solcher Christen und pocht mit allen Leibeskräften auf die “Freiheit der Kunst”. Und jetzt die entscheidende Frage: Was passiert aber (und zwar in demselben Deutschland und nicht irgendwo in Pakistan, Afghanistan, Iran oder Saudi-Arabien), wenn jemand analoge Äußerungen in Bezug auf das Judentum oder den Islam tätigen sollte...???  Wagt man da, die betreffenden Religionen in analoger Weise “in der Luft zu zerfetzen”?
Warum darf man aber auf unsachliche Weise über das Christentum herziehen, warum hat man es sich denn in unseren Medien seit Jahrzehnten zum Volkssport gemacht, da alles so lange und ausgiebig zu zerreden, bis am Schluss nichts mehr übrig bleibt, was noch Bestand und Gültigkeit hätte? Wir rufen hier zu keinem Hass auf oder schüren irgendwelche Ressentiments, sondern bringen nur objektiv überdeutlich zu Tage tretende Ungerechtigkeiten in der Behandlung der christlich-katholischen Religion zur Sprache!
7. Ergebnis. Das eigentliche Problem der heutigen christlichen Welt ist trotz allem in erster Linie weder der Islam noch irgendeine andere nichtchristliche Religion. Unser vordergründiges Problem besteht darin, dass wir als Gesellschaft den gesunden Glauben entweder selbst aufgegeben oder einfach verloren haben! Denn wenn der authentische christliche Glaube seit geraumer Zeit einen immer geringeren Platz im Leben einer Gesellschaft einnimmt, wenn man sich nicht scheut, an ihm ständig nur herum zu kritisieren, bis nichts bzw. nichts Heiliges bzw. Übernatürliches mehr übrig bleibt, dann darf es uns nicht wundern, dass ihm auch keine Wertschätzung und kein hinreichender Respekt mehr entgegengebracht wird.
Wenn ihn dann darüber hinaus auch noch die “Konzilskirche” insofern entweiht, dass sie ihn in subjektiver menschlicher Willkür nicht selten sogar bis zur Unkenntlichkeit entstellt und immer mehr dem liberalen Zeitgeist anpasst, dann sieht man ihn auch nicht mehr als etwas an, was zu bewahren, zu schützen und zu beschützen wäre. Dann sieht man sich auch nicht (mehr) veranlasst, sich um ihn irgendwelche nennenswerte Sorgen zu machen bzw. bleibt auch den Gefahren gegenüber blind, die ihn von welcher Seite auch immer bedrohen. Somit erkennt man dann auch nicht, welche Gefahr der Christenheit auch und gerade seitens des militanten Islam, durch die zunehmende schleichende Islamisierung Europas nämlich, droht. Man gefällt sich selbst in seinem die menschliche Freiheit bis zu Exzessen anbetenden Kult und übersieht den Gegner, wie er sich an einen heranpirscht.
Vor einigen Wochen kam einmal im Radio ein interessanter Bericht über das historisch oft anzutreffende Phänomen, wonach ein Volk oder eine Gesellschaft sich in einer Art Gegenreaktion oft verstärkt auf seine eigentlichen geistigen Wurzeln besinnt, wenn seine Identität oder sein Selbstverständnis irgendwie in Frage gestellt oder durch politisch-gesellschaftliche Ereignisse angezweifelt wird. Und dann wurde in diesem Bericht ausdrücklich festgestellt, dass sich aber bei den europäischen Christen ein solcher Prozess der Rückbesinnung auf ihre christlichen Wurzeln (leider) nicht erkennen lässt. Zwar würden sich zahlreiche Menschen in europäischen Ländern mit christlicher Vorgeschichte mehrheitlich sehr wohl gegen den wachsenden Einfluss des Islam in ihrer Heimat aussprechen; dennoch wollten sie sich dann aber auch für die christliche Religion nicht unbedingt stärker einsetzen.
Und das ist nämlich in erster Linie sowohl unser Kernproblem als auch das Grundübel! Unsere heutige westliche Gesellschaft hat keine Ehrfurcht mehr vor Gott bzw. hat Jesus, den göttlichen Erlöser, zu einem nicht geringen Teil leider auch bewusst vom Seinem Thron gestoßen. Dadurch ist ihr u.a. auch die geistige Orientierung verloren gegangen, welche man aber unbedingt braucht, um wichtige Zusammenhänge in der Entwicklung und Geschichte eines Volkes oder einer Gesellschaft zu erblicken, um dann darauf gegebenenfalls auch mit entsprechenden legitimen Mitteln reagieren zu können. So ist die offizielle Christenheit seit der jüngeren Vergangenheit (leider weiterhin) im Begriff, den richtigen Zeitpunkt zur Reaktion auf die Gefahren, die sich u.a. auch durch die schleichende Islamisierung Europas ergeben, zu verschlafen. Irgendwann wird sie sehr wohl von den Ereignissen eingeholt werden, und zwar ziemlich drastisch! Aber dann wird es, so ist es zu befürchten, vielleicht schon zu spät sein...
Wie es heute in Ländern mit mehrheitlich islamischer Bevölkerung eben ausdrücklich islamisch geprägte Gesellschaften gibt (und das von der Gesellschaft und Politik hierzulande wie selbstverständlich hingenommen wird), so ist es nur recht und billig, wenn wir, Christen und Katholiken, ausdrücklich dafür eintreten, dass unser eigenes Land und Volk eben christlich geprägt bleibt (bzw. dazu zurückkehrt): der heilige Name Jesu Christi möge großgeschrieben bleiben und die Menschen sich an den Lehren der von Ihm gestifteten Kirche orientieren! “Im Namen Jesu sollen sich aller Knie beugen im Himmel, auf Erden und unter der Erde. Alle Zungen sollen zur Ehre Gottes des Vaters bekennen: Jesus Christus ist der Herr!” (Phil 2,10f)
Denn wenn sich die heutigen Katholiken nicht bald darauf besinnen, ihre Knie letztendlich allein vor diesem göttlichen Heiland zu beugen und Ihm die Ihm gebührende Ehre zu erweisen, werden ihnen in der Folge auch noch die letzten Reste dessen genommen werden, was sie vielleicht noch haben. Wenn das ehemals christliche Europa nicht zum festen Glauben seiner Väter zurückfindet und nicht wieder lernt, sich gegen so manche Arten von Bedrohungen wehrhaft zu erweisen, wird es wohl dem Untergang geweiht sein.
Bestürmen wir den Dreifaltigen Gott im Gebet in allen dringenden Anliegen der christlichen Welt, damit sie allen Irrtümern abschwört und alle Irrwege verlässt, um wie der verlorene Sohn des Evangeliums den Weg zum Vaterhaus zu beschreiten. Sie möge dann auch ihre frühere Treue zum heiligen Namen unseres göttlichen Erlösers Jesus Christus wirksam erneuern und zum apostolischen Glauben der katholischen Kirche zurückfinden. Auch die hl. Jungfrau Maria, die Siegerin in allen Schlachten Gottes, und alle Heiligen mögen in diesen Anliegen für uns eintreten: “Du Hilfe der Christen, bitte für uns!”

P. Eugen Rissling

1 Lexikon für Theologie und Kirche. Herder 1986, Band 13, S. 491.

2  Vgl.: “Joseph Ratzinger im Heiligen Land oder wie die christliche Mission aufgegeben wird”, “Beiträge”/86, S. 7-16.

3 Kopp Aktuell. Kopp Verlag, Oktober 2009, S. 81.


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